Die Eiche am Weberhaus
Diese Eiche befindet sich auf dem Eichwerder hinter der Feuerwehr.
In diesem Haus lebte und arbeitete über Jahrhunderte eine Leineweberfamilie. Zur Zeit der napoleonischen Kriege war es der Weber Matthias Bohm mit Frau und Tochter und einem Gesellen namens Hannes Gandenitz. Sie stellten hier aus Flachs Leinen her, das auf dem Eichwerder zum Bleichen in die Sonne gelegt wurde. Die Familie hatte so ihr Auskommen und die Tochter wuchs zu einem jungen Mädchen heran. Aus der Ferne hörten sie bedrohliche Nachrichten – die Franzosen hatten Brandenburg/Preußen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt besiegt und Krieg brachte düstere Wolken auch nach Templin. Die Webertochter Käthe wusste von dem noch nicht viel und tobte eines Tags im Dezember ausgelassen mit ihrem Hund Harras und einem vom Vater gebauten Schlitten auf dem zugefrorenen Ratsteich. Sie war allein auf dem Eis, obwohl die Eltern sie gewarnt hatten, dass der See noch nicht ganz zugefroren war. Und da passierte es – das Eis brach und das Kind und der Schlitten fielen ins Wasser. Der Hund sprang sofort hinterher und als das Mädchen wieder hochkam, fasste der Hund es am Mantelkragen und hielt es fest, so dass Käthe um Hilfe rufen konnte.
Eilig liefen der Vater und sein Geselle Hannes mit der Leiter zum Eis und schoben diese zu der Verunglückten. Schließlich konnte Hannes das Mädchen auf die Leiter ziehen, aber der Hund versank unter dem Eis. Seit dieser Zeit waren Käthe und Hannes Freunde, und er stand ihr noch manches Mal bei. Im Frühjahr, als das Tauwetter einsetzte, fand man den Kadaver des Hundes am Uferrand. Man begrub ihn in der Nähe des Hauses und pflanzte eine Eiche auf sein Grab.
Die Zeit verging und aus der Freundschaft zwischen Käthe und Hannes war Liebe geworden, doch diese stand unter einem schlechten Zeichen, denn auch die Templiner hatten unter der napoleonischen Fremdherrschaft zu leiden. Als Hannes dann seinen Meister um die Hochzeitserlaubnis bat, stellte der als Bedingung, dass auch er an den Befreiungskriegen gegen die Franzosen teilnehmen sollte. Hannes meldete sich als Freiwilliger. Er fiel während der Völkerschlacht bei Leipzig. Käthe Bohm hat nie geheiratet, sie arbeitete anfangs in der Werkstatt des Vaters, übernahm diese dann selbst und später verpachtete sie die Werkstatt. Ihre freien Stunden verbrachte sie oft unter der großen Eiche sitzend und gedachte ihrer besten und tapfersten Freunde.“
Quelle: Templin – Eine märkische Stadt im Wandel der Geschichte; Schibri Verlag Milow