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Kulturwald
(Monokultur)

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Mit der Bezeichnung Kulturwald ist immer ein Wald gemeint, welcher vom Menschen genutzt bzw. verändert wird. Dieser kann jedoch in verschiedenen Formen, welche sich durch unterschiedliche Merkmale auszeichnen, auftreten. In einem Kulturwald gibt es verschiedene Arten der Bestandszusammensetzung.
Zum Einen kann er als Reinbestand (z.B. Monokultur) vorliegen, zum Anderen als Mischbestand (z.B. Dauerwald). Er kann sich ebenso in seinem Bestandsaufbau unterscheiden und einschichtig, zweischichtig oder mehrschichtig aufgebaut sein. Die zwei Beispiele, welche wir in diesem Pfad gegenüberstellen, sind die Monokultur und der sogenannte Dauerwald. An dieser Station wird näher auf den Nadelholz-Reinbestand (Monokultur)  eingegangen. (vgl. Hierdeis, C. 2021: mündlich)

 

Historie

 

Der heutige Bürgergarten Templin war 1810 noch ein 34 ha großes Waldgebiet zwischen Kanalwiesen und der Röddeliner Straße. Schon damals war er ein beliebter Treffpunkt für Templiner Bürger (Schützenhaus der Templiner Schützengilde).
Wie zu der Zeit üblich, wurden weite Teile des Waldbestandes durch Pflanzung von Nadelholz (vorrangig Kiefer und Fichte) begründet. Da diese Kulturmaßnahmen hauptsächlich auf Freiflächen stattfanden, war die Folge einschichtiger, von Nadelholz dominierter Altersklassenwald. Auf diese Weise sind viele Forsten entstanden und prägen heute die Waldstandorte Deutschlands. Aus der Geschichte heraus muss man diese Maßnahmen würdigen, da devastierte Wälder wieder zu produktiven Forsten wurden, wenn auch eine multifunktionale Nachhaltigkeit nicht gegeben war. (vgl. Hierdeis, C. 2021: mündlich; vgl. Stadtarchiv Templin 2010: 59-65).

 

Der Wald im heutigen Bürgergarten stellte sich als Kiefern-Monokultur dar, weiteres ist leider nicht bekannt. Der südliche Teil des Waldes wurde bebaut und als Wiese genutzt, dafür musste er kahl geschlagen und gerodet werden. Das Holz wurde zum einen als Baumaterial, zum anderen als Brennholz genutzt. Die Kiefernmonokultur im Norden und ein Buchenmischbestand zwischen dem Querweg zu den Gärten an der Kanalwiese und der Pflasterstraße blieben vom Bau eines Parks ausgeschlossen. Im Jahre 1880 erfolgte eine weitere Kiefernaufforstung. In den folgenden Jahren wurden Baumentnahmen und weitere Maßnahmen getätigt, um einen ästhetischen Park zu gestalten. Hauptsächlich wurden Fichten entnommen, aber auch anderes Nadel- und Laubholz. (vgl. Stadtarchiv Templin 2010: 59-65)

 

Ist-Zustand

 

Wie oben bereits erläutert, kann der Kulturwald in verschiedenen Formen vorliegen. In dieser Station soll der Fokus jedoch auf der in weiten Teilen historisch im Bürgergarten vorhandenen Monokultur liegen. Monokulturen sind Waldbestände, die aus einer einzigen Baumart bestehen. In Brandenburg bestehen  diese meist aus schnellwachsenden Nadelhölzern, die in kurzer Zeit einen großen Holzertrag
versprechen. Diese zwar kurzzeitig effizienten Monokulturen sind allerdings alles andere als multifunktional nachhaltig. (vgl. Schulz 2019: online)

 

In dichten Fichtenforsten beispielsweise, „[…] fällt auf Grund der dichten Bestände und einheitlichen Altersstruktur sehr wenig direktes Licht auf den Boden“ (Deutschlands Natur 2021: online), da Licht ein entscheidender Faktor für das Wachstum von Fotosynthese betreibenden Pflanzen ist, ist es für junge Bäume schwierig, hier einen geeigneten Standort zu finden, doch das ist nicht das einzige Problem.

 

Die einschichtigen Monokulturen können auch bei Stürmen weniger Widerstand leisten als mehrschichtig gegliederte Dauer- oder Naturwälder. Ein weiterer negativer Aspekt ist die schlechtere Wasserversorgung. Es verdunstet ein erheblicher Teil des Niederschlags bereits in den Baumkronen, wodurch nur wenig Wasser an den Boden gelangt. In angespannten Niederschlagssituationen (Trockenjahren), kann durch die geringere pflanzenverfügbare Wassermenge der Bestand geschwächt werden und Sekundärschädlinge (wie Borkenkäfer) haben leichtes Spiel. Oftmals müssen Pestizide für die Bekämpfung eingesetzt werden.


Im Zusammenhang mit überhöhten Schalenwilddichten kommt es gehäuft zu Vergrasung der sich auflichtenden Bestände, wodurch die Situation weiter verschärft wird (Verdunstung auf dem Gras, Wasserverbrauch vom Gras). Dadurch wird die natürliche Verjüngung zusätzlich erschwert. Durch den uniformen Lebensraum, den solch ein Forst bildet, geht auch die Artenvielfalt der Fauna zurück. Bei Nadelholzmonokulturen setzt sich zudem eine dicke, schlecht zersetzbare Streuschicht am Waldboden ab, wodurch dieser versauert und verarmt. Der Nährstoffkreislauf wird zerstört und die Streu kann schlechter abgebaut werden. (vgl. Hierdeis, C. 2021: mündlich; vgl. Rittershofer 1994: 39-43)

 

Auch die Ernte einer Monokultur ist für das Ökosystem belastend, es werden alle Bäume des Bestandes gleichzeitig zur Nutzung entfernt und es bleibt eine Kahlfläche zurück (siehe Abb. 8). Eine natürliche Verjüngung ist auf Grund von Schutzlosigkeit nicht zu erreichen und auch gesäter oder gepflanzter Jungwuchs wächst völlig ungeschützt auf. Außerdem schafft die Freifläche ungünstige ökologische Bedingungen, wie Hitzeschäden durch ungehinderte Ein- und Ausstrahlung, wodurch es zur erhöhten Erwärmung des Oberbodens und bodennaher Luftschichten kommt. Ebenso kann es durch die Ausstrahlung zu Frostschäden in der Nacht kommen. Auch der Wind stellt ein erhöhtes Risiko dar, denn durch die Schutzlosigkeit bewirkt dieser eine Transpiration.

 

Weitere Nachteile, welche aus dem Kahlschlag folgen, sind die Vernässung des Bodens sowie die Bodenverdichtung. Eine rasche Mineralisierung des Humus erfolgt und das Bodenklima sowie die Bodenaktivität werden ungünstig beeinflusst. Auch der Abbau des Nährstoffvorrates wird beschleunigt. Die Folge ist also eine abnehmende Bodenqualität. Des Weiteren gefährdet eine gras-, strauch- oder krautreiche Kahlschlagsvegetation den Jungbestand, entzieht Nährstoffe und Wasser und vergrößert die Frostgefahr durch Strahlungsfrost. (vgl. Rittershofer 1994: 245)

 

Neben dem Kahlschlag gibt es weitere Verfahren zur Holzernte wie den Schirm-, Saumund Femelschlag. Bei diesen Verfahren werden jeweils nur einzelne Althölzer entnommen, an dessen Stellen eine natürliche Verjüngung erfolgen kann. Ein entscheidender Vorteil ist, dass die umliegenden Bäume den kleinen Freiflächen Schutz gewährleisten und sie nicht, wie bei Kahlschlagsflächen, extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt sind. Diese Methoden sind jedoch aufwendiger als der Kahlschlag und erfordern spezielle Kenntnisse sowie verschiedene Maschinen zur Holzernte. Der Kahlschlag ist daher am weitesten verbreitet und wurde auch stellenweise im Bürgergarten Templin angewendet. (vgl. Scherzinger 1996: 361-365)

Perspektive

Der Kulturwald, welcher im heutigen Bürgergarten als Monokultur mit den oben genannten Vor- und Nachteilen vorlag, erwies sich als naturfern und als zwar schnelle, aber absolut nicht multifunktional nachhaltige Bewirtschaftungsform. Interessant ist es, beim Blick durch das Guckfenster zu erkennen, dass sich der Kiefernforst durch natürliche Sukzession zu weiten Teilen zu einem Wald entwickelt hat, indem die Nadelholzanteile sinken, die standortangepasste, potenziell natürliche Waldgesellschaft sich Bahn bricht und nun mehr weite Flächen des Areals des Bürgergartens umfasst.

 

Dieser Prozess wurde durch den permanenten Besucherdruck forciert, da große Ansammlungen von kleine Pflanzen und Samen verbeißendem Schalenwild verhindert wurden. Hier wird der Einfluss des Schalenwildes besonders deutlich, wodurch die Notwendigkeit der Jagd und der Ausweitung der Bemühungen um eine eingeregelte Wilddichte visualisiert wird. Gerade angesichts der sich durch den anthropogenen Einfluss verändernden klimatischen Bedingungen, ergeben sich Notwendigkeiten zum Waldumbau. Diese könnten in weiten Teilen kostengünstig und großflächig durch die oben genannten Maßnahmen stattfinden. Der Altersklassenwald  wird somit automatisch zu einem Dauerwald bzw. Naturwald, wenn diese Entwicklung zugelassen wird (wenndie Verjüngung nicht verhindert wird) und man extreme Maßnahmen, wie Kahlschläge, unterlässt. (vgl. Hierdeis, C. 2021: mündlich)

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