Naturwald
Familienpfad
Es gab nicht schon immer so artenreiche Wälder wie ihr sie heute kennt. Vor 12.000 Jahren zog sich aus Deutschland das Eis der vorher andauernden Eiszeit zurück und es siedelten sich in den Gebieten, die ihr heute als Wälder kennt, einige schnellwachsende Baumarten wie Kiefern, Birken oder Espen an. 3.000 Jahre später kamen neue Baumarten durch steigende Temperaturen hinzu. In der folgenden Zeit konnten auch wärmeliebende Bäume (Linde, Ahorn, Ulme, Esche) wieder in Deutschland wachsen.
Diese Entwicklung setzte sich bis vor ungefähr 4.000 Jahren fort. Nun siedelte sich die Buche, begünstigt durch niedrige Temperaturen und größere Niederschläge, wieder in unseren Breiten an. Dieses buchenfreundliche Klima hält noch bis heute an und so entstand unser Naturwald.
Der Naturwald zeichnet sich dadurch aus, dass keine Menschen auf ihn einwirken und er sich frei, nach seinen Umweltbedingungen, entwickeln kann. Das bedeutet, dass keine Bäume abgeholzt werden und auch tote Bäume einfach liegen gelassen werden. Diesen Zustand könnt ihr auch hier sehen, wenn ihr durch das Guckloch schaut. Für den Wald ist dieses Totholz sehr wichtig, da in dem Holz viele kleine Tiere leben.
Auch wenn das Holz zersetzt ist, ist die entstandene Erde wichtig für die Bodenentwicklung und den neu wachsenden Jungwuchs. Das dichte Blätterdach, welches ihr sehen könnt, wenn ihr von Frühling bis Herbst nach oben schaut, ist ebenfalls wichtig für die natürliche Waldentwicklung. Die Blätter sorgen dafür, dass es in ihrem Schatten kälter ist und weniger Wasser verdunsten kann. Das ist vor allem für die jungen Bäume wichtig, die im Schatten der großen Bäume wachsen müssen, um nicht zu viel der Hitze und Sonne ausgesetzt zu sein.
Da an fast jedem Standort unterschiedliche Bedingungen herrschen (Boden, Sonneneinstrahlung, Wasserangebot…), unterscheidet sich auch jeder Naturwald in seiner Zusammensetzung. Allgemein besteht ein Naturwald aus vier Schichten. Direkt am Boden befindet sich die Moosschicht, darüber folgen die Feldschicht und die Strauchschicht. Die Letzte Schicht wird dann als Baumschicht bezeichnet. In der Templiner Umgebung wird der Naturwald als Flattergras-Buchenwald bezeichnet, da sich in der Baumschicht fast ausschließlich Buchen befinden und in der Feldschicht viel Flattergras wächst. (vgl. Hoffman/Pommer 2005: 269, Schmitz 1955: 53)
In der Zukunft ist es wichtig, den Naturwald stärker zu schützen. Das liegt daran, dass der Naturwald durch seine hohe Artenvielfalt, seinen Strukturreichtum und das dichte Blätterdach besonders vor kommenden Klimaveränderungen geschützt ist und so weiterhin ein Lebensraum für einheimische Arten bestehen bleiben kann. Stellt euch vor, der Wald hätte weniger Schichten und Strukturen zu bieten, dann würden bestimmte Tiere ihren Lebensraum verlieren und in unserer Umgebung gar nicht mehr aufzufinden sein. Jeder Bestandteil des Naturwaldes übt eine wichtige Funktion aus.
Allein ein toter Baum bietet vielen Lebewesen Unterschlupf, schaut selbst!
In euren Jutebeuteln findet ihr eine Lupe, mit dieser könnt ihr euch den toten Baum da vorn mal genauer ansehen. Wenn ihr euch einen Moment Zeit nehmt und mal von verschiedenen Perspektiven aus auf das Holz seht, könnt ihr bestimmt einige Insekten entdecken.
Oft leben verschiedene Käfer, Fliegen, Wespenarten, Ameisen und Motten von dem Totholz, aber auch Pilzen wird ein wichtiger Lebensraum geboten. Schreibt ruhig auf, wie viele verschiedene Arten zu sehen sind. Stift und Zettel befinden sich ebenfalls im Beutel.