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Naturwald

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Historie

Nach der Eiszeit kam es zur sogenannten mitteleuropäischen Grundsukzession. Nachdem das Eis sich aus Mitteleuropa zurückzog, konnten in einer der ersten wärmeren Phasen der Späteiszeit, vor ca. 12.000 Jahren, die kälteresistenten und anspruchslosen Pionierbaumarten: Birke, Espe, Kiefer und Weide ihre Rückzugsgebiete im Süden verlassen. Nach einem erneuten Kälterückschlag vor ca. 11.000 Jahren, den die Pionierbaumarten in den wärmeren Gebieten Süddeutschlands überdauerten, wurde das Klima endgültig wärmer. Kiefer, Birke, Espe und Weide begannen Mitteleuropa langsam zurückzuerobern.

 

Anfangs bildeten sich nur Gehölzinseln in der Landschaft, später entstand ein lichter Birken-Kiefern-Wald, der den Boden mit Humus anreicherte und für andere Baumarten vorbereitete. Vor ca. 9.000 Jahren verbreitete sich großflächig, durch steigende Temperaturen, die Haselnuss. In den lichten Kiefern- Birken-Wäldern fasste sie leicht Fuß und behauptete ihre Position als wichtigste Gehölzart über mehr als tausend Jahre. Mit der Haselnuss wanderte auch die Eiche in die Kiefernwälder ein. (vgl. Schmitz 1955: 53)

 

In der darauffolgenden Hauptwärmezeit, die von 6.000 bis 3.000 v. Chr. andauerte, erreichte die nachzeitliche Klimaerwärmung mit Jahresmitteltemperaturen von etwa 3-4 Grad über den vorherigen Temperaturen, ihren Höhepunkt. Nun war auch die Bodenentwicklung so weit fortgeschritten, dass anspruchsvollere Baumarten, wie Linde, Ulme, Ahorn und Esche, zurückkehren konnten. Diese Halbschattenbaumarten verdrängten die lichtbedürftigen Pionierbaumarten Kiefer und Birke und prägten zusammen mit der herrschenden Eiche 3.000 Jahre das Landschaftsbild in Mitteleuropa. (vgl. [Postglaziale Waldentwicklung] o.V./o.J.: online)

 

Vor ca. 4.000 Jahren drang die Buche von Südosteuropa in die Eichenmischwälder ein, begünstigt durch niedrige Temperaturen und größere Niederschläge konnte die Buche ab 800 v. Chr. die Eiche auf vielen Böden als herrschende Baumart ablösen. Das buchenfreundliche Klima hält bis heute an, sodass andere  Baumarten, wie Eiche, Esche, Linde, Hainbuche, Ahorn, Eberesche oder Birke nur noch in wenigen Naturwäldern zu finden sind. (vgl. Schmitz 1955: 53)

Ist-Zustand

 

Als Naturwälder werden Waldgebiete betrachtet, in denen es keinerlei anthropogene Einflüsse wie Holzentnahmen oder andere forstwirtschaftliche Tätigkeiten gibt, es wird also auch kein Totholz entnommen (siehe Abb. 15). Das Totholz bietet einen wichtigen Lebensraum für viele Insekten. Die in dem Totholz lebenden Tiere zersetzen nach einiger Zeit das Holz und es entsteht nährstoffreicher Humus, welcher einen guten Standort für Jungwuchs bietet. Es wird also deutlich, dass das Ökosystem Naturwald einen geschlossenen Kreislauf bildet, welcher nicht durchbrochen werden sollte.

 

Die natürliche Waldvegetation in Brandenburg würde wie folgt aussehen, wenn sie in einem solchen Zustand wäre. Am häufigsten wären wohl fünf Baumarten aufzufinden: Buchen, Eichen, Winterlinden, Hainbuchen und Kiefern. Der Wald ist durch seinen hohen Laubbaum-Anteil ein schattiger Lebensraum mit einem humiden Mikroklima, er kann also auch in trockenen Perioden Feuchtigkeit speichern und bietet damit einen attraktiven Lebensraum für viele Brandenburg typische Tierarten. Dieser Lebensraum wird jedoch durch die intensive Nutzung der Wälder immer geringer und heute sind nur noch 13% der Wälder in Brandenburg in einem naturnahen Zustand (vgl. [Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landverband Brandenburg] o.V./ o.J.: online).

 

Die Naturwälder sind häufig deutlich besser als künstlich angelegte Forste gegen kurzund langfristige Klimaveränderung geschützt. Deswegen ist es umso wichtiger, diese wieder aufzubauen oder zumindest die heute noch bestehenden 13% zu schützen.


Ein Naturwald variiert auch innerhalb Brandenburgs standortabhängig. Es ist also unterschiedlich, welche Baum- und Tierarten auf unterschiedlichen, völlig naturbelassenen Standorten vorkommen (unterschiedliche abiotische Umweltfaktoren). In der Templiner Umgebung wird der übliche Naturwald als Flattergras-Buchenwald bezeichnet. Typisch für den Flattergras-Buchenwald sind wie der Name schon sagt, die Rotbuchen (Fagus sylvatica) in der Baumschicht. Diese treten in Verbindung mit einer fast völlig fehlenden Strauchschicht sowie einer ausgeprägten Feldschicht auf. Die Feldschicht besteht aus Flattergras (Milium effusum), Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Knotigem Braunwurz (Scrophularia nodosa), Mauerlattich (Mycelis muralis), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Dreinerviger Nabelmiere (Moehringia trinervia) und Kleinblütigem Springkraut (Impatiens parviflora). In der Moosschicht kommt in den meisten Wäldern nur Katharinenmoos (Atrichum undulatum) vor (vgl.  Hoffman/Pommer 2005: 269).

 

Perspektive

 

Die Zukunftsfähigkeit des Naturwaldes hat vor allem mit seiner gerade erläuterten vielschichtigen Gliederung zu tun. Das Blätterdach, das die großen alten und die kleinen jungen Buchen bieten, verhelfen dem Wald zu einem guten Verdunstungsschutz. Das bedeutet, dass auch während noch folgender klimatischer Veränderungen der Naturwald sein eigenes Mikroklima aufrechterhalten kann und somit als ein wichtiger Lebensraum für speziell angepasste einheimische Tiere und Pflanzen bestehen bleiben kann.

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