Politik, Katastrophen und Kriege
2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
Die Hohenzollern festigen ihre Macht. Friedrich I. ist seit 1415 nicht mehr nur Markgraf von Brandenburg, sondern erhält auch die Kurfürstenwürde. Die Mark Brandenburg wird vom Lehen zum vererbbaren Besitz der Familie. Während für seinen Vater die Reichspolitik im Mittelpunkt steht, kümmert sich Friedrich II. vor allem um die Mark. Aus guten Gründen „der Eiserne“ genannt, bekämpft er sowohl die Machtansprüche des regionalen Adels als auch das Streben der Städte nach Autonomie. Er ist im Begriff, ein zentralisiertes Staatswesen zu entwickeln. Für Templin, das ab 1480 endgültig zu Brandenburg gehört, heißt das: Verlust an politischer Bedeutung und Selbstständigkeit.
1492, 1530, 1546
Nicht nur die schwindende Geltung macht der Stadt zu schaffen. Weitaus verheerender sind die häufigen Brände. Die drei frühesten bekannten Feuer ereignen sich innerhalb von nur 54 Jahren. Katastrophal sind sie unter anderem wegen der dichten Bebauung mit Fachwerkhäusern, deren Dächer aus Holzschindeln und Stroh bestehen. Sie brennen wie Zunder. Die Templiner sind tatkräftig, verfügen über reiche Holzressourcen und erhalten Steuererlässe. So kann sich der Wiederaufbau relativ schnell vollziehen.
5. Februar 1574
Der durch Schmelzwasser stark angeschwollene Dolgensee durchbricht einen natürlichen Damm. Seine Fluten ergießen sich bis zum Stadtrand von Templin und zerstören alles, was ihnen im Weg ist: Uferbefestigungen, Gebäude, Gärten, Felder und Wiesen. 1595 und 1600 tritt der Dolgensee erneut über seine Ufer, verursacht jedoch geringere Schäden.
1577
Kurfürst Johann Georg erlässt eine neue Kanzleiordnung, die zur Grundlage für die Schaffung von fünf Landkreisen wird – einer davon ist die Uckermark.
30. Mai 1618
Wieder brennt es. Innerhalb von zwei Stunden liegt Templin in Schutt und Asche. Sämtliche Archivalien werden zum Raub der Flammen und die hart erkämpften Privilegien können nicht mehr urkundlich nachgewiesen werden. Sie werden jedoch 1619 von Kurfürst Georg Wilhelm bestätigt. 1622 fertigt Bürgermeister Potzern „Schriftliche Nachrichtungen wegen der Stadt Templin Regalien und Gerechtigkeiten, wovon die Documenta und Privilegien der Feuersbrunst Anno 1618 umbkommen“.
1618 bis 1648
Der Dreißigjährige Krieg tobt und macht auch vor Templin nicht halt. 1627 belagern und beschießen dänische Truppen die Stadt. Ab 1630 ist die Uckermark Durchzugsgebiet für die Schweden. Als sie abziehen, hinterlassen sie eine geplünderte Stadt, verwüstete Dörfer und eine dezimierte, notleidende Bevölkerung. Als wäre das alles nicht genug, wütet 1626 und 1638 auch noch die Pest. 1645 leben noch 30 von ehemals 413 Familien in Templin, bis 1648 steigt deren Zahl wieder auf 45. Mit dem westfälischen Frieden hat der Krieg zwar ein Ende, die Stadt aber liegt am Boden und ist hoch verschuldet. Sie erholt sich nur schwer trotz eines Schuldenerlasses durch den Kurfürsten.
1655 bis 1679
Die Stadt kommt nicht zur Ruhe. Die schwedisch-polnischen Kriege und die brandenburgisch-schwedischen Kriege haben erneute Truppendurchmärsche, Einquartierungen und Plünderungen zur Folge. Dennoch bauen die Bürger ihre Stadt langsam wieder auf.
1685
Friedrich Wilhel, Kurfürst von Brandenburg und Herzog in Preußen erlässt das Edikt von Potsdam. Damit ermöglicht er ca. 20.000 Hugenotten, sich vor der religiösen Verfolgung in ihrer französischen Heimat in Sicherheit zu bringen. Sie bescheren Brandenburg-Preußen einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Auch in Templin siedeln sich Glaubensflüchtlinge an.
Anfang des 18. Jahrhunderts
Aus dem Kurfürstentum Brandenburg und dem Herzogtum Preußen wird 1701 das Königreich Preußen. Um 1722 gibt es 262 Wohnhäuser und ca. 1.200 Einwohner, 1740 sind es bereits 1.731. Templin erlebt eine neue Blüte. Sie ist nicht von Dauer.
Ab 1715
In Templin leben ca. 100 Jahre lang Garnisionsregimenter mit ihren Familien. Da es noch keine Kasernen gibt, werden sie bis 1740 in Templiner Haushalten einquartiert und helfen bei der Bewachung der Stadttore, im Handwerk und beim Ackerbau mit.
24. August 1735
Am 24. August kommt es zu einem weitern Stadtbrand – dem verheerendsten in der Geschichte Templins. Bis auf die Stadtmauer, die Sankt-Georgen-Kapelle, die Sakristei der Kirche, einem kleinen Torschreiberhaus und die gemauerten Kellergewölbe brennt alles nieder. Der nur 15 Jahre dauernde Wiederaufbau folgt den Baugrundsätzen des Barocks und die Stadt erhält innerhalb des Mauerrings ihren noch bis heute sichtbaren schachbrettartigen Grundriss. 1738 verbietet das „Rathäusliche Reglement mit Feuerlöschordnung“ strohgedeckte Bauten und schreibt jedem Haushalt eine hölzerne Feuerspritze sowie einen ledernen Feuereimer vor. Friedrich Wilhelm I. und sein Nachfolger Friedrich II. unterstützen den Wiederaufbau mit Steuererlässen und Geldzuwendungen.
1746
Der Finowkanal wird für den Verkehr freigegeben. Da nun der Handelsverkehr zwischen Magdeburg und Stettin auf dem Wasserweg abgewickelt wird, verliert die Handelsstraße über Templin an Bedeutung und die Stadt büßt Steuer- und Zolleinnahmen ein. Allerdings besteht seit 1745 mit dem Templiner Kanal eine Verbindung zur Havel, sodass Holz und Getreide nach Berlin und Hamburg verschifft werden können.
1756 bis 1763
Und wieder herrscht Krieg – diesmal der Siebenjährige. Im Ergebnis wird Preußen zur europäischen Großmacht. Templin bringt er weitere Truppendurchzüge und Kriegskosten von über 18.000 Talern