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Kommen Rotbuchen aus Sizilien in der Uckermark zurecht?

Im Stadtwald von Templin gehen Förster Joachim Lange und zwei Schülerinnen des dortigen Gymnasiums regelmäßig auf Baumvisite. Wie gut sind die kleinen Rotbuchen angewachsen? Besonders interessieren sie die italienischen Rotbuchen vom Ätna auf Sizilien. Die haben sich bereits an trockenes Klima angepasst. Durch ihre kleineren Blätter verdunsten sie weniger Wasser. Doch wie wachsen sie in der Uckermark? Im Vergleich zu Brandenburger und Hessischen Rotbuchen?

Die beiden Gymnasialschülerinnen unterstützen diese Forschung mit einer Seminararbeit. „Wir haben im Frühjahr die Austriebstadien der verschiedenen Rotbuchen aufgenommen“, erzählt Laura Drescher vom Gymnasium Templin. „Wir wollen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausfinden.“ Immer wieder knien sich die beiden Schülerinnen zu den kleinen Buchen hinunter, die ungefähr einen halben Meter groß sind, und kontrollieren ihren Gesundheitszustand. „Ich hoffe, dass das Projekt funktioniert und wir die Rotbuche behalten können“, so Helene Glöckner.

Förster Joachim Lange hält diese Experimente für sehr wichtig: Im Stadtwald von Templin haben viele einheimischen Rotbuchen bereits Trockenschäden. Die Baumkronen werden immer lichter, erste Bäume sterben ab. „Wir dürfen aber die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen“, sagt Förster Lange: „Wir hoffen, dass die Rotbuche mit den Klimaänderungen zurechtkommt. Andernfalls wäre das ein großer Verlust.“

Rotbuchen benötigen viel Wasser – bis zu 500 Liter am Tag. 2050 wird es laut Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in der Uckermark etwas weniger regnen als heute. Der Niederschlag fällt dann vor allem im Winter, wenn die Bäume kaum wachsen. Außerdem verlängert sich bis 2050 die Vegetationszeit der Bäume um zirka drei Wochen, was ihren Wasserbedarf erhöht.

Rotbuchen leiten viel Regenwasser in den Boden

Förster Joachim Lange hofft, dass Rotbuchen aus anderen Regionen Europas den Wäldern in Berlin und Brandenburg bei der Klimaanpassung helfen. Denn diese Bäume werden für eine Klimazukunft 2050 gebraucht: „Gerade Laubbäume wie die Rotbuche kühlen durch ihre Verdunstung. Das hat vielleicht jeder schon mal erlebt. Wenn man im Sommer durch einen Laubwald läuft, ist der viel kühler als ein Nadelwald. Das kann drei bis vier Grad Unterschied machen“, erzählt er. Buchenwälder kühlen die Landschaft. Außerdem leiten Rotbuchen über ihre mächtigen Kronen und ihren glatten Stamm sehr viel Regenwasser in den Boden. Das füllt die oft leeren Grundwasserspeicher wieder auf.

Ob das Projekt im Klimawald Templin gelingt, ist nicht entschieden. Ungefähr die Hälfte der kleinen Rotbuchen ist gut angewachsen. Welche Bäume aus welchen Regionen Europas am Ende das Rennen machen, wird die Zukunft zeigen. Der Berliner Biologe Manfred Forstreuter setzt große Hoffnungen auf Rotbuchen aus südeuropäischen Gebirgsregionen oder vom Vulkan Ätna auf Sizilien.

Und vielleicht entstehen ja Bäume mit ganz neuen Eigenschaften aus den Samen, die jetzt im Berliner Klimawald geerntet wurden – erstmals aus Kreuzungen verschiedener europäischer Rotbuchen. „Wir wollen die ganze Breite der potenziellen Ausprägung Europas haben“, sagt Forstreuter, „in der Genetik und in der Biodiversität der Rotbuchenwälder, damit sie dem Klimawandel gewappnet sind“.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.10.2023, 12:45 Uhr

Beitrag von Maren Schibilsky

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